Perfektionismus: Wenn „gut genug“ nie reicht
Was ist Perfektionismus?
Perfektionismus beschreibt das übermäßige Streben nach Fehlerlosigkeit, verbunden mit dem Wunsch, extrem hohe Standards zu erfüllen, sich selbst und oft auch anderen gegenüber. Dieser Anspruch wirkt auf den ersten Blick leistungsfördernd. Doch psychologisch gesehen ist Perfektionismus ein Risikofaktor für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Burnout oder Zwangsstörungen.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs, 2021) ist maladaptiver Perfektionismus, also Perfektionismus, der mit Angst und Selbstwertzweifeln verbunden ist, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders stark ausgeprägt. Studien zeigen, dass rund 30–40 % der Jugendlichen in Deutschland Anzeichen dysfunktionalen Perfektionismus zeigen (Stoeber et al., 2016).
Die Wurzeln liegen oft in der Kindheit
Kinder, die nur für gute Noten oder äußerliche Erfolge gelobt wurden, lernen schnell: „Ich bin nur wertvoll, wenn ich etwas leiste.“
Diese Erfahrung formt tiefe Glaubenssätze, die im Erwachsenenalter zu innerem Druck, Selbstkritik und emotionaler Instabilität führen.
Oftmals wurden Emotionen in der Kindheit nicht gespiegelt oder durften nicht gezeigt werden: Gefühle wie Wut, Angst oder Traurigkeit wurden abgewertet. Perfektionismus wird dann zur bewältigenden Überlebensstrategie, um Liebe und Anerkennung zu sichern (vgl. Scheidt et al., 2021).
Social Media & Vergleichsdruck
Instagram, TikTok und Co. präsentieren uns tagtäglich perfekte Körper, makellose Wohnungen und scheinbar ideale Familien.
Obwohl wir wissen, dass vieles davon inszeniert ist, entsteht unbewusst das Gefühl: „Ich bin nicht genug.“
Diese ständige Selbstvergleiche führen laut Studien der LMU München und dem Deutschen Jugendinstitut (DJI, 2023) bei Jugendlichen zu steigendem Stress, innerer Unruhe, Schlafproblemen und in vielen Fällen zu depressiven Symptomen.
Die psychischen Folgen von Perfektionismus
1. Angststörungen
Die ständige Sorge, zu versagen oder nicht zu genügen, führt zu überhöhten Selbstansprüchen und generalisierten Angststörungen.
2. Depression
Wer sich ständig selbst abwertet, erlebt häufig Erschöpfung, Schuldgefühle und emotionale Leere: typische Symptome einer depressiven Verstimmung oder Depression.
3. Burnout & chronischer Stress
Perfektionismus ist ein zentraler Prädiktor für Burnout-Syndrome, insbesondere bei Jugendlichen im Schulstress oder in Ausbildung (vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung - BZgA, 2023).
4. Vermeidungsverhalten
Die Angst vor Fehlern kann so groß werden, dass Aufgaben gar nicht mehr begonnen werden, aus Angst, nicht perfekt genug zu sein. Das blockiert Lebensfreude und Entwicklung.
Psychotherapie kann helfen, im Landkreis Fürstenfeldbruck
In meiner psychotherapeutischen Praxis in Maisach, nahe Fürstenfeldbruck, arbeite ich mit Jugendlichen und Erwachsenen, die unter den Folgen von Perfektionismus leiden. Dabei geht es nicht darum, Leistungswillen abzulehnen, sondern innere Antreiber zu entlarven, Selbstmitgefühl zu entwickeln und den eigenen Wert unabhängig von Leistung zu spüren.
In achtsamen Ge(h)sprächen in der Natur© oder im geschützten Praxisraum finden wir heraus, welche inneren Stimmen dich antreiben und welche dich blockieren.
Fazit: Mensch sein statt perfekt sein
Perfektionismus kann psychisch krank machen.
Wer sich selbst immer wieder antreibt, kontrolliert, kritisiert oder vergleicht, verliert sich irgendwann selbst.
Psychotherapie bietet die Möglichkeit, wieder in Verbindung mit sich selbst zu kommen: mit mehr Selbstakzeptanz, Leichtigkeit und innerer Ruhe.
Quellen: Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs): https://www.dgps.de, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): https://www.bzga.de, Stoeber, J. et al. (2016). Maladaptive perfectionism in adolescence: Prevalence and associations. Journal of Youth Studies., DJI – Deutsches Jugendinstitut (2023): Studien zu Mediennutzung & psychischer Gesundheit, Scheidt, C.E. et al. (2021): Psychodynamik des Perfektionismus. Psychotherapeut.